Welche Gedanken stecken hinter der Aktion?
Weltweit sind über 100 Millionen Menschen auf der Flucht, ein erschütterndes Phänomen unserer Zeit. Viele riskieren ihr Leben auf der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer, getrieben von der Hoffnung auf Sicherheit und eine bessere Zukunft. Doch tragischerweise ertrinken etliche während dieser verzweifelten Reise. Die Vorstellung einer solch immensen Zahl von Menschen in Not übersteigt oft unsere Fähigkeit zu begreifen.
In diesem Kontext entwickelte die AWO Ehrenamtsakademie Sachsen-Anhalt Anfang 2023 eine Idee, um ein sichtbares Zeichen der Solidarität zu setzen. Ursprünglich wurde erwogen, DIN A4 Papierschiffe zu falten, doch die unglaubliche Anzahl der Betroffenen ließ diesen Akt als unzureichend erscheinen. So entstand das Projekt der XXL-Boote. Diese beeindruckenden, 5 Meter langen Konstruktionen können nicht allein gefaltet werden – sie erfordern Teamarbeit, Kommunikation und Kooperation. Diese Aspekte spiegeln vielleicht in gewisser Weise die Herausforderungen wider, denen sich Europa bei der Schaffung einer humanen Flüchtlingspolitik gegenübersieht.
Doch im Gegensatz zur komplexen politischen Lösungsfindung zeichnet sich das Boot-Projekt durch die Freiwilligkeit und den Wunsch der Beteiligten aus, Solidarität zu demonstrieren. Während der Erarbeitung der Botschaften, die später an den sogenannten Kreativhäfen präsentiert wurden, zeigte sich ähnlicher Gemeinschaftsgeist. Das Projekt „100 Boote“ wird daher oft als sozialkritisches Engagement-Kunst-Projekt bezeichnet.
Es ist nicht nur eine Zusammenkunft von Menschen, sondern auch ein mahnender Ruf, die Menschlichkeit in der Debatte um Flucht und Migration nicht zu vergessen. Indem es auf die enormen Herausforderungen aufmerksam macht, erinnert es uns eindringlich daran, dass hinter jeder Zahl ein individuelles Schicksal steht.
An wie vielen Standorten wurden die Bootschaften gestaltet?
Insgesamt wurden an 100 Standorte 112 Kreativhäfen gestaltet, 10 davon in Thüringen.
Was passiert im Weiteren mit den Booten?
Am 29. Mai 2024 werden alle Thüringer Boote in der Kreuzgasse Erfurt ausgestellt, im Rahmen eines Fest zur Offenen Gesellschaft. Am 20. Juni kommen alle Bootschaften aus Deutschland in Berlin im Hirschgarten zusammen. Und am 12. Mai 2025 findet eine Ausstellungseröffnung im EU-Parlament in Brüssel statt. Und im Anschluss folgen vermutlich noch weitere Stationen an Standorten in Europa…
Wie kann ich einen Beitrag leisten?
Alle Bootschaften können symbolisch oder physisch ersteigert werden. Der Erlös kommt der zivilen Seenotrettung zu Gute.
Die Steckbriefe zu unseren Thüringer Bootschaften sowie weitere Informationen zur Versteigerung folgen in Kürze. Weitere Informationen erhalten Sie auch unter migration@awo-thueringen.de
100 Boote – Auftakt-Event im Oktober 2023
Am 26. Oktober sind die Boote für die Thüringer AWO-Kreativhäfen in Erfurt angekommen. Auf dem Domplatz übernahm die Thüringer Migrationsministerin Doreen Denstädt die Schirmherrschaft über das Projekt. Von Erfurt aus sind die Boote weiter in ihre AWO-Häfen gereist (Altenburg, Jena, Mühlhausen, Weimar, u.a.).